Anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Attentats vom 19.2.2020 verweisen wir auf Material und Veranstaltungsempfehlungen auf die Homepage der EKKW sowie auf weitere Informationen auf dieser Seite.
Anfang des Jahres 2021 ist unsere Landeskirche der Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ beigetreten. Als erste religiöse Institution verstärken wir nun dieses Bündnis von Unternehmen, Organisationen und Vereinen, die sich in Kassel und Nordhessen für Vielfalt sowie gegen jegliche Ausgrenzung von Menschen in der Gesellschaft und Arbeitswelt einsetzen. Kurz nach dem Beschluss der Synode für einen Beitritt wurden bereits Hunderte der gelungenen Aushängeschilder mit der deutlichen Botschaft in unsere Kirchengemeinden verschickt und an Türen von Kirchen, Gemeindehäusern und Kitas aufgehängt – weit über Kassel hinaus in die gesamte Landeskirche. Da wo diese Schilder aufgehängt werden, kommt man über ihre Botschaft ins Gespräch: Was ist denn eigentlich genau damit gemeint? Und man fängt an zu überlegen: Wie halte ich es denn mit Respekt und Toleranz gegenüber Menschen, die anders sind? Die in meinen Augen nicht „normal“ sind? Vielleicht gelingt es mir auch, mich in diejenigen hineinzuversetzen, die sich ausgeschlossen fühlen? Vielleicht erfasst mich Mitgefühl oder sogar Scham? Und dann möchte ich vielleicht gerne etwas ändern oder dazu beitragen, dass sich etwas ändert…
So hat die Verteilung der Schilder schon einen wichtigen Prozess in Gang gesetzt. Aber wie ist es dazu gekommen?
Verrohung der Sprache, Verachtung und Abwertung von Menschen hat in den vergangenen Jahren in unserer Gesellschaft immer mehr zugenommen. Zunehmend werden Menschen angefeindet und ausgegrenzt. Verschiedene Merkmale werden dafür herangezogen, die das rechtfertigen sollen: ihre Hautfarbe, ihr Geschlecht, ihre sexuelle Orientierung, ihre religiöse Überzeugung, ihre Herkunft, ihre soziale Lage, ihre körperlichen oder geistigen Einschränkungen oder ihr Alter. Manchmal treffen auch mehrere Kriterien zu. Eine menschenfeindliche Tendenz, die dann schließlich gipfelte in dem furchtbaren Mord an Walter Lübcke – am 2. Juni 2019 - dem damaligen Regierungspräsidenten in Kassel. Weil er sich für die Aufnahme von Flüchtlingen eingesetzt hatte, weil er demokratische Werte vertreten hatte, wurde er aus rechtsradikalen Motiven auf seiner eigenen Terrasse ermordet.
In unserer Kirche kamen daraufhin Menschen zu einem Runden Tisch der Bischöfin zusammen, um gemeinsam zu überlegen, wie sich unsere Kirche deutlich positionieren kann. Und dann, im Jahr darauf - am 19. Februar 2020 - wurden durch einen rechtsextremen Terrorakt in Hanau neun Menschen ermordet, nur weil sie einen Migrationshintergrund hatten.
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck will rechtsextremer Gesinnung ein sichtbares Zeichen entgegensetzen. Wir sind als Christinnen und Christen aufgerufen, uns sowohl mit unseren eigenen vorhandenen Vorurteilen auseinanderzusetzen, als auch beherzt auf die Vorurteile unserer Nächsten zu reagieren. Denn in all dem Beschriebenen werden unsere christlichen Werte, das Gebot der Nächstenliebe, unsere Demokratie und unsere Freiheit mit Füßen getreten.
Wir orientieren uns an Jesus Christus. In ihm begegnet uns Gott als Mensch. Auf seine Liebe können wir vertrauen. An die verändernde Kraft dieser Liebe können wir glauben. Sie macht uns fähig und ermutigt uns zu einem rücksichts- und respektvollen Umgang - mit uns selbst genauso wie mit anderen Menschen. Denn als Ebenbilder Gottes sind alle Menschen – in aller Verschiedenheit – gleich wertvoll.
Ein gelingendes Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft ist möglich und kann weiterentwickelt werden, wenn wir daran mitwirken – ganz im Sinne von „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ und ganz im Sinne von Jesus Christus.
Weitere Informationen zur Kampagne:
www.offenfuervielfalt.de/
Infos und Material auf der Homepage der EKKW: www.ekkw.de/offenfuervielfalt
Die Ermordung von Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke jährt sich am 2. Juni. Aus diesem Anlass fand ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Die Evangelische und die Katholische Kirche in
Kassel hatten auf Anregung von Organisationen aus dem „Kasseler Bündnis gegen Rechts“ eingeladen, am 4. Juni um 18:30 Uhr in der Kirche St. Elisabeth am Friedrichsplatz gemeinsam zu
gedenken.
Die Aufzeichnung des Gedenkgottesdienst ist hier zum Nachhören verlinkt.
Interessierte, die aufgrund der coronabeding begrenzten Platzzahl nicht am Gottesdienst teilnehmen konnten, haben ihrer Trauer und ihrem Gedenken dennoch Ausdruck verliehen:
Am 2. Juni wurden vor dem Regierungspräsidium Kassel viele Blumen niedergelegt.
Presseberichte zum Gedenken